Tag gegen Diskriminierung und Misshandlung alter Menschen
Sozialministerin Haderthauer: "Nein zu freiheitsentziehenden Maßnahmen!"
"Freiheitsentziehende Maßnahmen sind in der Altenpflege leider immer wieder traurige Realität. Sie reichen vom ungewollten Feststellen der Rollstuhlbremse bis zum Anlegen von Gurten. Laut der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie werden deutschlandweit bis zu zehn Prozent aller Pflegeheimbewohner mit Hilfe von Gurtsystemen fixiert. Zwar steckt in den seltensten Fällen eine böse Absicht hinter solchen Maßnahmen, sondern vielmehr der gut gemeinte Wille, Stürze und Knochenbrüche der Pflegebedürftigen zu verhindern. Aber dennoch: Freiheitsentziehende Maßnahmen gleich welcher Art sind abzulehnen. Sie können nicht nur zu erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen, sondern sie greifen auch unmittelbar in die Würde der Betroffenen ein. Moderne Pflege muss gewährleisten, dass auch hilfsbedürftige Menschen ohne Freiheitsbeschränkungen und damit würdevoll gepflegt werden", so Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer heute in München mit Blick auf den morgigen Tag gegen Diskriminierung und Misshandlung alter Menschen.
"Mit der Kampagne 'Eure Sorge fesselt mich' möchte ich das Bewusstsein dafür schärfen, dass Fixierungen oder ruhigstellende Medikamente keine Mittel der Wahl sind. Denn die Wünsche, Bedürfnisse und individuellen Lebensgeschichten der Pflegebedürftigen bleiben bei solchen Maßnahmen völlig außen vor. Dabei gibt es vielfältige Wege, ohne sie auszukommen. Und genau hier setzt die Kampagne an: Sie zeigt, dass freiheitsentziehende Maßnahmen nie alternativlos sind, sondern bereits einfache Vorkehrungen wie Antirutsch-Sitzauflagen sie entbehrlich machen. Ich kann daher nur alle Pflegekräfte und pflegende Angehörige ermuntern, sich mit Hilfe der DVD ,Eure Sorge fesselt mich' mit dem Thema zu beschäftigen und die darin aufgezeigten Lösungen zur Vermeidung freiheitsentziehender Maßnahmen zu beherzigen", so die Ministerin abschließend.
Herzstück der Kampagne ist eine vom Sozialministerium produzierte DVD, die über das Thema freiheitsentziehende Maßnahmen informiert und in zwei Kurzfilmen - zur häuslichen und zur stationären Pflege - in anschaulicher Art konkrete Hilfestellungen zur Vermeidung solcher Maßnahmen gibt. Das Sozialministerium dankt dem Projekt Redufix für die Unterstützung.
Die DVD sowie zusätzliches Informationsmaterial können kostenlos unter www.eure-sorge-fesselt-mich.de bestellt werden.