MÜNCHEN. Mit seiner Schwerpunktsetzung sieht sich das Bayerische Kultusministerium in der Bildungspolitik angesichts der Ergebnisse des Chancenspiegels der Bertelsmann-Stiftung auf dem richtigen Weg. Der Chancenspiegel hat auf besondere Leistungen des Freistaats für die jungen Menschen hingewiesen, etwa bei der Vermittlung von Kompetenzen, bei der Durchlässigkeit und der Leistungsfähigkeit des dualen Systems. „Unterricht und Schule in Bayern vermitteln, wie die Studie belegt, bestmöglich Kompetenzen an die jungen Menschen“, so Minister Spaenle. Auch bei der Durchlässigkeit – etwa in der Kategorie „Aufwärtswechsel“ – rangiert Bayern in dem Ranking in der Spitzengruppe.
In Bayern nur sehr wenige Schulabgänger ohne Abschluss
„Besonders freue ich mich auch, dass in Bayern im Vergleich zu allen anderen Ländern eine sehr niedrige Anzahl von Schülerinnen und Schülern die Schule ohne Abschluss verlässt. Das heißt für mich, unseren Schulen gelingt es, nahezu allen jungen Leuten die nötigen Kompetenzen für einen Schulabschluss und damit für einen erfolgreichen Einstieg in das Berufsleben zu vermitteln.“
Minister Spaenle weiß aber, dass auch in Bayern große Herausforderungen zu bewältigen sind. Bei der Durchlässigkeit und der Chancengerechtigkeit sieht er weiteren Handlungsbedarf, etwa darin, dass sich Kinder aus bildungsfernen Familien über das Gymnasium oder vergleichbare Wege die Tür zur Hochschule öffnen können. Dies gelinge immer besser: Die im Chancenspiegel genannte Zahl, dass in Bayern Kinder aus „oberen Sozialschichten“ eine 6,5 mal höhere Chance hätten, das Gymnasium zu besuchen, habe an Wert verloren. „Denn: Gymnasium, Berufliche Oberschule und die berufliche Fort- und Weiterbildung – z. B. über die Meisterprüfung – eröffnen heute in Bayern schon über 41 Prozent der Menschen eines Geburtsjahrgangs den Weg zur Hochschule“, so der Minister. Zufrieden zeigt sich Dr. Spaenle mit dem Erreichten aber nicht: „Wir müssen hier tatkräftig weiterarbeiten und die eingeleiteten Schritte konsequent weitergehen.“
„Wir bauen Ganztagsangebote konsequent aus, richten weitere Einführungs- und Vorklassen ein“
Deshalb entwickelt er unter den Leitzielen „Qualität und Gerechtigkeit“ das differenzierte bayerische Bildungswesen weiter. Eine besondere Rolle spielen dabei:
1. die Durchlässigkeit. Diese will der Minister durch zahlreiche Maßnahmen weiter optimieren, durch:
- das neue Übertrittsverfahren mit einer intensiven und frühzeitigen Information für alle Eltern sowie zusätzlichen Fördermaßnahmen in der Jahrgangsstufe 4 der Grundschule und der Jahrgangsstufe 5 der weiterführenden Schulen (Gelenkklasse).
- die Ausweitung der Einführungsklassen auf alle Stadt- und Landkreise von derzeit 56 auf künftig 100 als Bindeglied zwischen Mittel-, Wirtschafts- und Realschule sowie der Oberstufe des Gymnasiums.
- durch die beinahe flächendeckende Einführung der Vorklassen als Bindeglied zwischen Mittel-, Wirtschafts- und Realschule zur Beruflichen Oberschule.
- die Ausweitung der Angebote der Fachoberschule mit der Jahrgangsstufe 13 (FOS 13), so dass vielerorts leistungsfähige und engagierte junge Menschen die allgemeine Hochschulreife dort erwerben können.
- durch die konsequente Ausweitung der Ganztagsangebote. Derzeit bestehen an 81,6 Prozent der weiterführenden staatlichen Schulen in Bayern offene oder gebundene Ganztagsangebote – dieser Anteil kann im Schuljahr 2012/2013 sogar auf 90 Prozent steigen und erreicht damit die Quote, die einer IHK-Umfrage zufolge bei den Grundschulen bereits heute gewährleistet wird.
2. die besondere Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund. Hier wurde z.B. die Sprachförderung von den Vorkursen in den Kindergärten bis zu Sprachangeboten an den weiterführenden Schulen ausgeweitet.
3. die Inklusion. Seit dem laufenden Schuljahr wird auf der Grundlage einer Gesetzesinitiative aller fünf Fraktionen im Bayerischen Landtag die Inklusion vorangebracht. 41 Schulen haben sich beispielsweise die Inklusion ausdrücklich als Schulprofil gegeben. Entsprechend wurden zum Einstieg in den inklusiven Unterricht zunächst 200 zusätzliche Stellen im Doppelhaushalt verankert.
„Wir sind nicht am Ziel, aber kommen auf dem Weg zu mehr Chancengerechtigkeit gut voran“
„Viele Anstrengungen“, so Minister Spaenle, „benötigen allerdings eine bestimmte Zeit und Ruhe, um wirksam werden zu können. Dies zeigt sich z.B. in der steigenden Zahl von Schülern, die die Hochschulreife erwerben. Lag diese 2009 in Bayern noch bei 37,6 Prozent, so war sie bereits ein Jahr später auf 41,2 Prozent angestiegen.“
Dr. Ludwig Unger Henning Gießen
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