Sie stärken die Bildungsgerechtigkeit für Bayerns Schüler
Kultusminister Ludwig Spaenle zeichnet Entwicklung der Fach- und Berufsoberschule zu Beginn des Schuljahres 2011/2012
MÜNCHEN. Die erfolgreiche Entwicklung der Fachoberschulen (FOS) und Berufsoberschulen (BOS) stellte heute Bayerns Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle in München vor. "Rund 26 Prozent der Schülerinnen und Schüler eines Jahrgangs legen ihr Abitur an einem Gymnasium ab, 16 Prozent eines Schülerjahrgangs erwerben ihre Studienberechtigung über die Fach- oder Berufsoberschule", so der Minister. "Die FOS und die BOS stärken die Durchlässigkeit und die Bildungsgerechtigkeit des bayerischen Schulwesens", so der Staatsminister.
"Über 42 % der Studienberechtigungen werden in Bayern mittlerweile außerhalb des Gymnasiums erworben", erinnerte der Minister an die Bedeutung der Beruflichen Oberschule als zweiten gleichwertigen Weg zur Hochschule.
An Fach- und Berufsoberschulen hatten im Frühjahr 2011 über 27.000 junge Menschen ihr Abitur oder Fachabitur erworben. Die Schülerzahlen an FOS und BOS steigen nach dem Stand der Anmeldungen im neuen Schuljahr weiter. Das Kultusministerium begleitet diese Entwicklung durch mehrere Maßnahmen:
1. Zum neuen Schuljahr werden 128 zusätzliche Planstellen zur Verfügung gestellt, um die Unterrichtsversorgung zu sichern. 18 Lehrkräfte werden weiterhin von Gymnasien abgeordnet und an Beruflichen Oberschulen eingesetzt.
2. Zum neuen Schuljahr hatte Minister Spaenle an den fünf Standorten Friedberg, Neusäß, Regen, Marktredwitz und Waldkirchen die Neugründung von staatlichen Berufsoberschulen genehmigt.
3. Erstmals wird es 2011/2012 in Altötting, München und Kitzingen eine Vorklasse für die Fachoberschule als Vollzeitangebot geben, um Schülerinnen und Schüler der Mittelschule und Wirtschaftsschule besonders intensiv in einem zusätzlichen Schuljahr auf den Besuch der Fachoberschulen vorzubereiten. Darüber hinaus gibt es zum Schuljahr 2011/2012 Vorkurse an allen 58 staatlichen Fachoberschulen. An den 64 staatlichen Berufsoberschulen gibt es 87 Vorkurse und 112 Vorklassen.
4. Über die bereits bestehenden neun Kooperationen zwischen Realschulen und Fachoberschulen hinaus werden zum neuen Schuljahr zwei weitere eingerichtet, in Kelheim und Rosenheim.
5. Ab dem neuen Schuljahr beteiligen sich 17 Berufliche Oberschulen am Schulversuch zur Einführung eines Seminarfachs, um die Schülerinnen und Schüler systematisch auf wissenschaftsorientiertes Arbeiten vorzubereiten.
6. Die Kooperation zwischen Beruflichen Oberschulen und benachbarten Hochschulen wird ausgebaut. „Wir wollen so die Qualität der Ausbildung weiter verbessern, die Zahl der Studienanfänger weiter erhöhen, die Anzahl der Studienabbrecher reduzieren und die MINT-Studiengänge fördern“, fasste Minister Spaenle die Zielsetzung zusammen.
Am Standort Fürth werde im Schuljahr 2011/2012 erstmals ein Ganztagskonzept an einer Fachoberschule als „Intensivklasse“ mit Ganztagsbetreuung erprobt.
Eine Erfolgsgeschichte im Überblick
Minister Spanele gab einen Überblick über die Entwicklung der Fach- und Berufsoberschule in den vergangenen zehn Jahren.
1. Seit 2000/2001 ist die Anzahl der Schülerinnen und Schüler von ca. 35.700 um rund 58 Prozent auf 56.400 im Schuljahr 2010/11 angestiegen.
2. Während dieses Zeitraums wurde das Angebot der FOS und BOS flächendeckend bedarfsorientiert ausgebaut. Dazu wurden 25 Fachoberschulen und 11 Berufsoberschulen neu gegründet. Im Schuljahr 2008/2009 war die Jahrgangsstufe 13 an den Fachoberschulen nahezu flächendeckend ausgebaut worden und damit der Zugang besonders leistungsstarker Schülerinnen und Schüler zur fachgebundenen und allgemeinen Hochschulreife.
Um den jungen Leute den Übergang von Mittelschule, Wirtschaftsschule und Realschule zur Fachoberschule zu erleichtern, wurden besondere Brückenangebote eingerichtet,
• u. a. Vorkurse in Teilzeitunterricht in Deutsch, Englisch und Mathematik sowie Vorklassen in Vollzeitunterricht vor Eintritt in die Berufliche Oberschule für Schüler der Mittel- und Wirtschaftsschule.
• Förderunterricht vor allem in Mathematik, Deutsch und Englisch nach Bedarf bis zum Ende der Probezeit in der 11. Klasse.
Durch die Brückenangebote ist es gelungen, den Anteil der jungen Menschen, die erfolgreich von Mittel- und Wirtschaftsschule zur Fachoberschule übertreten, deutlich zu steigern.
Durch Kooperationsmodelle zwischen Realschule und Fachoberschule will das Ministerium die Bereitschaft geeigneter Schülerinnen und Schüler steigern, von der Realschule auf die Fachoberschule zu wechseln und sich auf ein Hochschulstudium vorzubereiten.
Im gleichen Zeitraum konnte die Anzahl der Lehrkräfte an den Fach- und Berufsoberschulen um 1.400 Stellen ausgeweitet werden. Minister Spaenle erkennt hier allerdings weiteren Handlungsbedarf: "Es ist unser Ziel, die Lehrerversorgung und damit die Unterrichtssituation weiter zu verbessern."
Abschließend unterstrich Minister Spaenle: "Die Erfolgsgeschichte der Beruflichen Oberschule, unter deren Dach die Berufs- und Fachoberschulen organisiert sind, schreiben wir konsequent fort."
Die Fachoberschulen können die jungen Leute unmittelbar im Abschluss an ihren mittleren Schulabschluss besuchen und dort in zwei Jahren das Fachabitur oder nach drei Jahren das fachgebundene oder allgemeine Abitur erwerben.
Die Berufsoberschulen eröffnen Schülerinnen und Schülern nach einer Berufsausbildung oder mehrjähriger Berufserfahrung in einem oder zwei Jahren den Zugang zur Fachhochschule oder Universität.
Dr. Ludwig Unger, Tel. 089-21862105
Marion Rülller, Tel. 089-21862108