MÜNCHEN. Der langjährige Amtschef des bayerischen Kultusministeriums, Josef Erhard, wurde heute in einer Feierstunde nach 13jähriger Amtszeit in den Ruhestand verabschiedet. Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle würdigte Ministerialdirektor als "den wichtigsten Mann im Kultusministerium" und als "tatkräftigen Vertreter bayerischer Bildungspolitik auf Bundesebene". Erhard habe sich einen "Ruf von nationaler Bedeutung" als Grandseigneur der Bildungspolitik erworben. Dr. Spaenle stellte auch Dr. Peter Müller, den Leiter der Abteilung "Grund-, Haupt-/Mittel- und Förderschulen", als künftigen Amtschef des Kultusministeriums vor.
Der ausgebildete GymnasiallehrerJosef Erhard war 1984 in die Staatskanzlei berufen worden und hatte danach im Wissenschafts- und im Kultusministerium vielfältige Aufgaben inne, u. a. als Persönlicher Referent und Büroleiter von Kultusminister Hans Zehetmair sowie als Leiter der Abteilung "Kunst und Kunsthochschulen". 1998 hat ihn das Kabinett zum Amtschef des Kultusministeriums ernannt. Josef Erhard hatte verschiedene Funktionen in der Kultusministerkonferenz inne, u. a. den Vorsitz der Amtschefkommission "Qualitätssicherung in Schulen".
Als "den wichtigsten Mann am Salvatorplatz" bezeichnete Kultusminister Spaenle den bisherigen Amtschef Erhard und kommentierte sein Ausscheiden als einen "großen Verlust". Dr. Spaenle würdigte die Verdienste, die sich der Ministerialdirektor auf der bundesdeutschen Bildungsbühne erworben hatte. "Auf KMK-Ebene haben Sie die Interessen der bayerischen Bildungspolitik wirksam gegenüber den anderen Ländern vertreten" und sich um den Bildungsföderalismus verdient gemacht, lautete das Lob. Die Bildungs- und Kulturpolitik gehörten zu den Kernkompetenzen der Länder.
Unter Josef Erhards Ägide seien im Freistaat tiefgreifende Reformen im differenzierten bayerischen Bildungswesen umgesetzt worden, ergänzte Minister Spaenle. Neu eingeführt wurden u. a. die sechsstufige Realschule, das achtjährige Gymnasium, die Berufliche Oberschule und die Mittelschule als Weiterentwicklung der Hauptschule.
Als Vorsitzender der Amtschefkommission "Qualitätssicherung in Schulen" habe Erhard eine Strategie zum Bildungsmonitoring und zu den Bildungsstandards mit entwickelt, fügte der Minister an.
Erhard habe enge Beziehungen zu den christlichen Kirchen und den Religionsgemeinschaften unterhalten und ein besonderes Augenmerk auf die Erinnerungsarbeit gerichtet.
Verlässlichkeit kennzeichne als roten Faden das Handeln von Josef Erhard im Freistaat Bayern wie auch in der Bildungspolitik auf Bundesebene, würdigte Minister Spaenle seinen Amtschef abschließend.
Staatssekretär Thomas Kreuzer bezeichnete den scheidenden Amtschef als "Steuermann mit hohem Sachverstand", der unter vier Kultusministern das "Schiff auch bei wechselndem Wetter der Bildungspolitik auf dem vorgegebenen Kurs" gehalten hat.
In seinem Grußwort würdigte Josef Erhards Gönner und langjähriger Chef, Kultusminister a.D. Hans Zehetmair . Erhard sei aufgrund seines Engagements für Bildungsvergleiche und -standards ein "heißer Kandidat für den Mister PISA". Hans Zehetmair erwähnte die großen Verdienste des scheidenden Amtschefs Erhard als Fachmann im und für das Schulwesen und als Mann mit einem offenen Ohr für die Kirchen, die Jugend, den Sport und die Gedenkstätten. Hans Zehetmair richtete abschließend eine ganz persönliche Botschaft an seinen ehemaligen Büroleiter und Amtschef: "Danke für Deine Freundschaft".
Dr. Peter Müller war 2009 von Kultusminister Spaenle zu einem der beiden Stellvertretenden Amtschefs des Kultusministeriums ernannt worden. Der 1953 in Regensburg gebürtige Peter Müller hatte Mathematik und Physik für das Lehramt Gymnasium studiert. Er hatte nach verschiedenen Tätigkeiten im Schuldienst, in der Schulverwaltung sowie in einem Softwareunternehmen im Jahr 2000 die Leitung der Abteilung Gymnasien des Bayerischen Kultusministeriums übernommen. 2006 hat Kultusminister Siegfried Schneider Dr. Müller die Leitung der Abteilung "Berufliche Schulen" übertragen, 2009 hat ihn Kultusminister Spaenle mit der Leitung der Abteilung "Grund-, Haupt-, Mittel- und Förderschulen" sowie der Stabsstelle Schulorganisation und Verwaltungsreform beauftragt.
Ein Amtschef fungiert als Verwaltungsspitze der bayerischen Schulverwaltung und trägt damit unter dem Ressortminister und dem Staatssekretär Verantwortung für über 100.000 Mitarbeiter, vor allem Lehrkräften, und die Ausbildung junger Menschen.
Dr. Ludwig Unger
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