MÜNCHEN / NÜRNBERG Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil überreicht heute in Nürnberg den Bayerischen Energiepreis 2012 sowie zwölf Anerkennungspreise. Die Hauptauszeichnung geht in diesem Jahr an die KRONES AG, Werk Steinecker, Freising, mit dem Projekt ‚EquiTherm - Energiesparende Brauereianlage’. „Hier wird das wissenschaftlich und technisch Machbare beim rationellen Energieeinsatz erreicht, indem alle Energieumwandlungen konsequent verknüpft werden. Solche herausragenden Entwicklungen sind Garant für eine innovationsorientierte Energiewende“, lobt Zeil. Außerdem verringern sich der Wasserverbrauch um rund 20 Prozent und der Stromverbrauch um rund 23 Prozent. EquiTherm ist mit mehreren Patenanmeldungen geschützt und bereits in einigen deutschen Brauereien im Einsatz, darunter eine große Premium-Brauerei mit über zwei Millionen Hektoliter Jahresausstoß. Besonders erfreulich sind mehrere bereits erteilte Exportaufträge. Darunter ist die Neuerrichtung eines Sudhauses mit acht Millionen Hektolitern pro Jahr in einer der weltbekanntesten Brauereien.
Darüber hinaus würdigt der Minister mit den Anerkennungspreisen herausragende innovative Leistungen in den vier Bereichen ‚Innovative Gebäude bzw. Gebäudekonzepte’, ‚Erneuerbare Energien’, ‚Nachhaltige Energiekonzepte und Initiativen’ sowie ‚Anlagen- und Prozesstechnik, Produktentwicklungen’ in Bayern. „Ich freue mich, dass wir nun schon zum achten Mal überragende Leistungen für eine effiziente Energiegewinnung und -nutzung prämieren. Mit einer Rekordzahl von 167 eingereichten Bewerbungen war das Interesse bei Unternehmen, Forschungsstellen und Institutionen noch nie größer“, erklärt der Energieminister.
Der Bayerische Energiepreis wurde erstmals 1999 verliehen und wird seit 2000 im Zwei-Jahres-Turnus vergeben. Die Preisträger werden durch eine unabhängige Jury von Energieexperten verschiedener bayerischer Universitäten in einem mehrstufigen Auswahlverfahren gekürt.
Folgende Anerkennungen werden dieses Jahr vergeben:
Für die Kategorie ‚Gebäude und Gebäudekonzepte’
1. Preis: Landratsamt Dachau für den Neubau der Realschule Dachau Augustenfeld
Der Neubau der Realschule Dachau-Augustenfeld zeichnet sich durch eine besondere Architekturqualität aus und ist ein überzeugendes Beispiel, wie scheinbare Einschränkungen in einem guten Konzept zu zukunftsweisender Architektur geführt werden können. Nicht veränderbare Rahmenbedingungen wurden im Gebäudekonzept geschickt berücksichtigt und mit Elementen der Passivhausbauweise mit niedrigem Heiz- und Primärenergiewerten verbunden.
2. Preis: FATH Solar GmbH, Spalt, für das Projekt ‚S2 Energiedach’
Die FATH Solar GmbH hat das Problem der Integration von flächigen technischen Elementen im Dachbereich erkannt und hier marktfähige Lösungsansätze entwickelt. Neu ist der mit Optionen arbeitende Systemgedanke, der die Anwendung in vielen verschiedenen Dachbelagskonfigurationen erlaubt, so unter anderem die Berücksichtigung photovoltaischer als auch thermischer Kollektoren. Zudem kann auf eine zusätzliche Dachdeckung in den belegten Bereichen verzichtet werden.
3. Preis (zwei Projekte teilen sich den Preis):
Stadt Fürstenfeldbruck für die energetische Sanierung der Mittelschule und Lattkearchitekten für das Projekt: ‚Modernisierung Wohnbebauung Grüntenstraße in Augsburg’
Beide Projekte zeigen, dass die thermische Sanierung eine gute Gelegenheit ist, die architektonische Gestaltung der Bestandsgebäude zu überdenken und zu aktualisieren. Interessant ist im Rahmen dieser Bauweise die gelungene Sanierung im laufenden Betrieb, durch die sanierungsbedingte Betriebsunterbrechungen auf ein notwendiges Minimum reduziert wurden.
Für die Kategorie ‚Erneuerbare Energien, Energienetze, Speichertechnologien
1. Preis: Aktionskreis Energiewende Glonn 2020 e.V. für das Projekt: ‚4 für Glonn’
‚4 für Glonn’ ist eine ganzheitliche Umweltidee, die zum Mitmachen, Nachahmen und Nachdenken anregt. Bis zum Jahr 2020 will der Ort ohne fossile Energien auskommen. Ziel ist eine Einsparung von 60 Prozent, der verbleibende Restenergiebedarf soll durch regenerative Energieträger ersetzt werden. ‚4 für Glonn’ steht für Sonnenenergie, Wasser, Biogas und Holz.
2. Preis: Landkreis Roth und das Institut für Energietechnik IfE GmbH an der Hochschule Amberg-Weiden für das Projekt ‚Energieeffizienz und erneuerbare Energien in der Umsetzung eines innovativen Gebäudekonzeptes im Neubau des Gymnasiums in Wendelstein’
Das Gymnasium Wendelstein ist ein Beispiel für die Bereitschaft des Landkreises Roth zum nachhaltigen und verantwortungsvollen Umgang mit Energie. Dem Landkreis ist es gelungen, einen Gymnasialneubau zu errichten, der ein hohes Maß an Energieeffizienz, eine weitgehende Nutzung regenerativer Energien und gleichzeitig Wirtschaftlichkeit miteinander kombiniert. Gleichzeitig wurden eine dreijährige wissenschaftliche Begleitung und Auswertung des Gebäudebetriebes und die Einbindung der hochinnovativen Energiesysteme in die Lehrpläne vereinbart.
3. Preis: Steca Elektronik GmbH, Memmingen, für das Projekt: ‚PV Netzwechselrichter StecaGrid 3600 mit ‚Coolcept’’’
Die Steca Elektronik GmbH hat die Wechselrichter-Topologie ‚coolcept’ entwickelt, die erstmals in StecaGrid Wechselrichter integriert ist. Mit dieser innovativen Schaltung werden bei Photovoltaikanlagen höchste Wirkungsgrade erzielt: Der Wechselrichter erreicht einen Spitzenwirkungsgrad von 98,8 Prozent und einen Europäischen Wirkungsgrad von bis zu 98,3 Prozent. Hiermit bietet das bayerische Unternehmen ein Produkt an, welches sich mit innovativer Technik und geringen Kosten auf dem Markt durchsetzen wird.
Für die Kategorie ‚Energiekonzepte und Initiativen’
1. Preis: GFM Beratende Ingenieure GmbH, München, Tiefbauamt der Stadt Straubing und Huber SE, Berching, für das Projekt ‚Heizwärme aus dem Abwasserkanal’
Prämiert wird ein Projekt, das im Oktober 2010 vom Tiefbauamt der Stadt Straubing als erste großtechnische Abwasserwärme-Nutzungsanlage in Bayern zur rund 65-prozentigen Wärmeversorgung von 102 Wohneinheiten in Betrieb genommen wurde. Das Abwasser von zehn Einwohnern kann so rechnerisch den Wärmebedarf eines Einwohners decken.
2. Preis: TU München, Lehrstuhl für Bauklimatik und Haustechnik für das Projekt ‚Energienutzungsplan’
Das prämierte Planungsinstrument fördert die Erstellung von Energiekonzepten zur Nutzung von regenerativen Energien und Effizienztechnologien in Gemeinden und wurde vom Lehrstuhl für Bauklimatik und Haustechnik der TUM entwickelt. Die Innovation liegt im wissenschaftlich validierten, umfassend anwendbaren Lösungsansatz in Form von Bestandsanalyse, Potenzialanalyse, Konzeptentwicklung und anschließender Umsetzung. Erfolgreiche Anwendung fand der Leitfaden bereits in mehreren bayerischen Gemeinden.
3. Preis: BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH, Traunreut, für das Projekt ‚Energie-Effizenz-Initiative Traunreut’
Motivation für die vom Unternehmen angestoßene Initiative waren das Unternehmensleitbild, aber auch die Energieeinsparung zur Senkung der Fertigungskosten und Sensibilisierung hinsichtlich Energieeffizienz. Ziele des Projektes mit Projektdauer 2009 bis 2015 sind die nachhaltige, signifikante Senkung des absoluten Energieverbrauches (kWh) um 25 Prozent bis 2015, eine Senkung des spezifischen Energieverbrauchs (kWh pro Tonne Endprodukt) um ebenfalls 25 Prozent bis 2015, eine Verhaltensänderung in Bezug auf Energie und die Etablierung des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses bezüglich Energieeffizienz. Ein messbarer Erfolg ist, dass sich der Energieverbrauch je Tonne Erzeugnis im Jahr 2011 gegenüber 2010 um 5,9 Prozent reduziert hat.
Für die Kategorie: Anlagen / Prozesstechnik; Produktentwicklung
1. Preis: FG-Elektronik GmbH, Rückersdorf, ICA Traffic GmbH, Dortmund und der Lehrstuhl für elektromagnetische Felder der FAU Erlangen für das Projekt ‚Energieeffizienter Dienstleistungsautomat’
Im Rahmen eines durch FG-Elektronik initiierten und staatlich geförderten Verbundprojektes wurde gemeinsam mit ICA und der Universität Erlangen ein energieeffizienter Ticketautomat entwickelt, der gegenüber Vorgängermodellen und Modellen von Mitbewerbern 50 Prozent weniger Energie verbraucht. Dabei tritt kein Komfortverlust für die Kunden auf und alle Funktionen sind ständig betriebsbereit.
2. Preis: hs Energieanlagen GmbH, Freising, für das Projekt ‚TurboHPR’
Mit dem TurboHPR hat die Firma hs Energieanlagen GmbH eine Technologie entwickelt, die sich durch ein sehr einfaches Konzept und gleichzeitig durch einen hohen Wirkungsgrad auszeichnet. Herzstück ist ein druckaufgeladener Vergaser, der eine Gasturbine mit Brenngas versorgt. Die notwendige Wärme zur Vergasung liefert die Druckverbrennung eines Teilstromes des Produktgases. Das Rauchgas wird gemeinsam mit dem Produktgas in der Gasturbine umgesetzt. Diese Schaltung sichert den hohen Wirkungsgrad des Konzeptes.
3. Preis: GEWOFAG Holding GmbH, München, für das Projekt ‚Rücklauftemperatursenkung in Fernwärmenetzen’
Die Innovation der GEWOFAG GmbH und des Erfinders Wilfried Ebster besteht darin, Wärmeverbraucher mit relativ niedrigen Anforderungen an die Heizwärmetemperatur (z.B. bei Niedertemperatur-Fußboden- oder -Deckenheizflächen) konsequent nur aus der Rücklaufleitung zu versorgen und dadurch deren Temperatur weiter abzusenken. Erreicht werden Rücklauftemperaturen von rund 30 °C im Vergleich zu bisher üblichen 65 °C. Durch geringere Heizwasserumwälzung im Netz ergibt sich eine Verringerung des Stromverbrauches für die Netz-Umwälzpumpen bis zu 24 Prozent. Der Wärmelieferpreis für die Verbraucher kann wesentlich reduziert werden.
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Pressemitteilung-Nr. 564/12