"Zwangsverheiratung ist ein grausames Schicksal: Wir haben neue Daten für Bayern ermittelt, nach denen mehr als die Hälfte der Opfer körperlichen Angriffen ausgesetzt sind, etwa ein Drittel wurde sogar mit Waffen bedroht oder sah sich Todesdrohungen ausgesetzt. In 68 Prozent der Fälle werden die Frauen dann zur Zwangsverheiratung ins Ausland gebracht. Der Hälfte der Frauen wird sogar angedroht, sie länger im Ausland festzuhalten. Besorgniserregend ist auch, dass von den im Rahmen der Studie erfassten Bedrohten etwa ein Drittel bereits länger als zehn Jahre in Deutschland lebte und ein weiteres Drittel sogar hier geboren wurde. Auch die Eltern leben überwiegend bereits lange Zeit in Deutschland. Hier sind noch Integrationsdefizite vorhanden, die es dringend zu beheben gilt", so Bayerns Frauenministerin Christine Haderthauer, zugleich Frauenbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, mit Blick auf die heute veröffentlichte bayernspezifische Auswertung zur Studie des Bundesfamilienministeriums "Zwangsverheiratung in Deutschland - Anzahl und Analyse von Beratungsfällen".
Haderthauer weiter: "Junge Frauen, die sich dem akuten Druck der eigenen Familie zur Ehe mit einem ungewollten Partner entziehen wollen, brauchen dringend unbürokratische Soforthilfe - sonst ist es vielleicht zu spät. Wenn sich diese Frauen den Wünschen der Familie nicht beugen, bleibt ihnen oft nichts anderes übrig, als die Vergangenheit hinter sich zu lassen und ein neues Leben zu beginnen. Dieser gewaltige Schritt macht eine umfassende Betreuung der zumeist sehr behütet aufgewachsenen jungen Frauen notwendig. Deshalb richten wir in einer bayerischen Großstadt, Krisenplätze für von Zwangsheirat bedrohte junge Frauen ein und fördern diese jährlich mit rund 210.000 Euro. Ab August dieses Jahres können dort akut gefährdete junge Frauen rund um die Uhr Zuflucht und umfassende psychosoziale Betreuung erhalten. Betroffene Frauen kann ich nur auffordern, sich vertrauensvoll an diese Kriseneinrichtung zu wenden um Rat und Unterstützung zu erhalten."
Telefonnummer der Kriseneinrichtung: 0800 41 51 61 6 Weitere Informationen zur Studie: www.gewaltschutz.bayern.de/zwangsheirat