Laut Prognose der Kultusministerkonferenz werden im Jahr des doppelten Abiturjahrgangs rund 79.000 Studierende ein Studium in Bayern beginnen. Diese Prognose sei allerdings mit Unsicherheiten behaftet, so Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch. „Ob die Abiturienten sofort ins Studium starten, zuerst ins Ausland gehen oder vielleicht eine Ausbildung beginnen, bleibt eine individuelle Entscheidung. Deshalb wissen wir nicht, ob sich die zusätzlichen Studienanfänger annähernd gleichmäßig auf mehrere Semester verteilen oder ob es zum Beispiel jetzt im Wintersemester einen starken Peak geben wird.“ Erste Hochrechnungen zu den Studienanfängerzahlen im Wintersemester erwartet Heubisch für Mitte Oktober. Sicher sei aber bereits, dass durch die zusätzlichen Angebote zum Sommersemester der Studienbeginn erfolgreich entzerrt werden konnte. „Im Sommersemester 2011 haben insgesamt 13.147 Studienanfänger ein Studium an einer bayerischen Hochschule begonnen. Das sind 8.210 mehr als ein Jahr zuvor. Besonders bemerkenswert: Über 30 Prozent der Studienanfänger im Sommersemester 2011 sind G9-ler.“
Dass das umfangreiche Ausbauprogramm Bayerns für den doppelten Abiturjahrgang Früchte trage, zeige sich auch an der Zahl der örtlich zulassungsbeschränkten Studiengänge. Diese seien im Vergleich zum Vorjahr zwar gering von 308 auf 340 gestiegen. Gleichzeitig hätten sich aber auch die Studierendenzahlen pro Studiengang erhöht, so dass sich ein ähnliches Niveau wie im Vorjahr ergebe. „Bei der entscheidenden Frage ‚Bekomme ich einen Studienplatz im Fach meiner Wahl?’ lassen sich momentan keine wesentlichen Veränderungen gegenüber dem Vorjahr erkennen“, betonte Heubisch.
Komplizierter sei die Situation im Fach Humanmedizin. Durch das zentrale Verfahren und die bundesweite Vergabe könne ein Ausbau der Medizinstudienplätze nicht allein von Bayern gemeistert werden. „Wir haben aber alles in unserer Macht Stehende unternommen, um den Absolventen des doppelten Abiturjahrgangs faire Zulassungschancen zu ermöglichen. Seit 2005 haben wir die Kapazitäten im Fach Humanmedizin kontinuierlich erweitert. Ganz aktuell konnten wir durch das große Engagement der medizinischen Fakultäten in Bayern ein Sonderprogramm von insgesamt 438 zusätzlichen Medizinstudienplätzen, verteilt auf die nächsten drei Jahre, starten.“
Obwohl der Freistaat bei der Förderung von Wohnheimplätzen bundesweit führend ist, fürchtet Heubisch, dass die Wohnraumsuche – insbesondere in den Ballungsgebieten – für die Studienanfänger schwierig wird. Er richtet daher einen dringenden Appell an alle Immobilienbesitzer: „Stellen Sie Wohnraum für Studierende zur Verfügung. Wenden Sie sich gerne auch direkt an die Hochschulen, beziehungsweise Studentenwerke, die teilweise wirklich händeringend nach bezahlbaren Angeboten für ihre Studierenden suchen.“
Bayerisches Ausbauprogramm:
Damit die Absolventinnen und Absolventen des doppelten Abiturjahrgangs vergleichbare Studienchancen haben wie die früheren Jahrgänge, werden die bayerischen Hochschulen ausgebaut. Bis 2011 gibt es 38.000 neue Studienplätze, 3.000 neue Stellen für Professoren und Mitarbeiter sowie größere räumliche Kapazitäten. Für Personal und Sachkosten werden die Hochschulen bis zum Jahr 2013 rund eine Milliarde Euro zusätzlich erhalten. Wegen der Aussetzung der Wehrpflicht werden noch 2011 weitere 220 Stellen bereitgestellt. Der räumliche Ausbau erfolgt flächendeckend in ganz Bayern. Die Hochschulen erhalten bis zum Beginn des Wintersemesters 2011/2012 über Anmietungen und neue Baumaßnahmen zusätzliche Lehr- und Laborräume in einer Größenordnung von rund 130.000 qm.