Die Bayerischen Kunstförderpreise in der Sparte Bildende Kunst gehen in diesem Jahr an das Künstlerduo Matthias Böhler/Christian Orendt, Alexander Laner, Emanuel Seitz, Susanne Wagner und Christoph Kienzle. „Mit den Bayerischen Kunstförderpreisen zeichnen wir herausragende Nachwuchskünstlerinnen und Nachwuchskünstler aus“, betont Kunstminister Wolfgang Heubisch. „Der Preis soll sowohl Anerkennung für das bisherige künstlerische Wirken als auch Ansporn für das künftige Schaffen der Ausgezeichneten sein“, so Heubisch weiter. Die Preise sind jeweils mit 5.000 Euro dotiert.
Die aus Mistelbach und Nürnberg stammenden Künstler Matthias Böhler und Christian Orendt arbeiten seit 2007 als Duo zusammen. Am auffälligsten in ihren Arbeiten sei ein starker Zug zum Narrativen, so die Jury. Stets erzählen die beiden Künstler von der Widerständigkeit der Welt, von der Zähigkeit des Realen. So geraten in Böhlers und Orendts Arbeiten die Dinge gerne einmal außer Kontrolle oder übernehmen die Kontrolle auf subtile Weise gleich selbst. Gerade diese Herangehensweise, die Kunst nicht als bloßes Mittel zur Herstellung des größtmöglichen sozialen Einverständnisses begreift, sondern als einen der wenigen gesellschaftlichen Freiräume, in denen die Kommunikation auch unpopulärer oder abwegiger Haltungen stattfinden kann, verdient aus Sicht der Jury höchste Anerkennung.
Der in München lebende Künstler Alexander Laner versteht sich im klassischen Sinn als Bildhauer. In seinen skulpturalen Projekten wird die Aktion selbst zum plastischen Kunstwerk. So entlockt in seinem Kunstwerk „Der Plattenspieler“ ein gewaltiger Motor einem ebensolchen Abspielgerät Musik von Chopin. Diese monströse Skulptur verdeutliche besonders eindringlich den bewussten Widerspruch seiner Werke zwischen Aufwand und Ergebnis, die Balance von Ironie und Verstörung, so die Jury. Wesentlich ist Laners Arbeiten der vergängliche Charakter. Entscheidend für sein bildnerisches Denken sei zudem die Gleichwertigkeit von technischer und künstlerischer Arbeit.
Der in München lebende Emanuel Seitz verbindet in seiner meist kleinformatigen Malerei auf außergewöhnlichem Niveau Tradition und Gegenwart zu zeitlosen Farbräumen. Während seine Bilder zunächst subtile Traumlandschaften vermitteln, sind die späteren Arbeiten ungegenständliche Farbfelder, die Stimmungen von Landschaften und deren Gerüche, Farben und Ausdehnungen assoziativ nachempfinden lassen. Seine Bilder zeichnen sich, so die Jury, durch einen schier unendlichen Nuancenreichtum unterschiedlicher Pigmente, sei es durchsichtig, deckend, hell oder dunkel, unvermischt oder schattiert aus. Schemenhaft klingen geometrische Formen an wie Kreise, Rechtecke oder Kegel, die sich miteinander verschränken und ein gemeinsames Kontinuum ergeben. Emanuel Seitz gelingt nach Überzeugung der Jury damit eine neue, eigenständige Bildsprache, die aus höchster Konzentration entsteht und eben diese vom Betrachter einfordert.
Die ebenfalls in München beheimatete Susanne Wagner nutzt in ihrer künstlerischen Arbeit das Medium Video, um performative Demonstrationen zu dokumentieren. Das Werk steht so auch in einem sensiblen, politischen Kontext. Durch eine bestimmte Profession ausgezeichnete Akteure werden mit Gegenmodellen und Gegensätzen konfrontiert. Solche Gegenpole können Personen, Situationen, aber auch Orte sein. So dekonstruiert beispielsweise im Video „Hakan“ ein Bodybuilder die Möbelgruppe eines bekannten Architekten, um mit den Möbelteilen sein Krafttraining durchzuführen. Susanne Wagners Arbeiten spielen mit Parallelwelten und lassen Bilder entstehen, die bewusst das Absurde suchen und dabei von sensibler und poetischer Nachhaltigkeit bestimmt sind.
Den Spezialpreis für Bildende Kunst, der in diesem Jahr an „Grafik-Design - Printmedien“ geht, erhält der in München lebende Künstler Christoph Kienzle. Seine Art mit Typographie umzugehen, überzeugte die Jury. Klarheit und Kontrast, Idee und Konzeption, Präzision und Finesse seien die herausragenden Kriterien seiner Arbeit. Nirgends dränge sich der Zeitgeist unangenehm auf. Die feinsinnig reduzierten Illustrationen, die lapidar-intellektuellen Zeichnungen seien inspirierend und begeisternd zugleich. Die Jury bescheinigt Kienzles Arbeiten Persönlichkeit – die höchste Auszeichnung für einen Kommunikations-Designer.
Der Bayerische Kunstförderpreis soll junge, begabte Künstlerinnen und Künstler auf ihrem eingeschlagenen Weg bestärken und zur weiteren künstlerischen Entwicklung ermutigen. Die Preisträger müssen in Bayern leben und dürfen höchstens 40 Jahre alt sein. Voraussetzung ist zudem, dass sie über eine außergewöhnliche Begabung verfügen und durch hervorragende Leistungen hervorgetreten sind. Die Preise werden vom Bayerischen Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst auf Vorschlag einer Jury vergeben. Der Kunstminister wird alle Bayerischen Kunstförderpreise, die auch an Künstler in den Sparten Musik, Darstellende Kunst und Literatur verliehen werden, am 18. November 2011 in der Münchner Residenz überreichen.
Die bereits bekanntgegebenen Preisträgerinnen und Preisträger in der Sparte Literatur finden Sie unter: http://www.stmwfk.bayern.de/Presse/PressemeldungenDetail.aspx?NewsID=2373